Veröffentlicht: 23.04.09
Kompensationszahlungen

Ölpalmen vernichten Regenwald

Palmölplantagen sind in Ostasien eine wichtige Einkommensquelle – die bewirtschaftete Fläche geht jedoch oft zulasten des Regenwaldes. Dieser Verlust könnte durch Entgelten der ökologischen Dienste von Wäldern in Form von Kohlendioxid-Kompensationen eingeschränkt werden. Doch bis heute verdienen Bauern mit den Palmölplantagen bis zu 15 Mal mehr als sie mit dem Schutz des Regenwaldes erzielen könnten.

Samuel Schläfli
Palmölplantagen, wie hier in Malaysia, sind lukrativ und verdrängen den Regenwald. Der Handel mit REDD-Krediten für CO2-Kompensationen könnte Abhilfe schaffen (Bild: L. P. Koh)
Palmölplantagen, wie hier in Malaysia, sind lukrativ und verdrängen den Regenwald. Der Handel mit REDD-Krediten für CO2-Kompensationen könnte Abhilfe schaffen (Bild: L. P. Koh) (Grossbild)

Angenommen, Sie besitzen ein Stück Urwald. 9000 Dollar pro Hektar könnte dieser Fleck Erde hergeben, wenn Sie darauf Ölpalmen anpflanzen. Nur bis zu 1000 Dollar pro Hektar winken, wenn Sie aus ökologischen Überlegungen auf eine Bewirtschaftung verzichten und sich dafür im Rahmen von Klimakrediten für den Walderhalt entschädigen lassen. Für welche Option würden Sie sich entscheiden? Postdoktorand Lian Pin Koh vom Chair of Ecosystem Management an der ETH Zürich ging dieser Diskrepanz in einer Studie auf den Grund.

Rapide Ausbreitung der Ölpalmen

Palmöl wird vor allem von der Nahrungsmittelindustrie und zur Produktion von Biotreibstoffen genutzt. Die Hauptproduzenten Malaysia und Indonesien produzieren beinahe 30 Millionen Tonnen Palmöl pro Jahr. Dieses wird vor allem in Schwellenländer wie China und Indien exportiert. Mit 13 Millionen Hektaren hat sich die globale Fläche zur Kultivierung von Ölpalmen seit 1961 mehr als verdreifacht, wobei in Malaysia und Indonesien die Hälfte der dazu genutzten Flächen seit 1990 zulasten des Regenwaldes ging. Diese Waldrodung setzt enorme Mengen an CO2 frei. Beinahe ein Fünftel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen entstammen Rodungen, gleichzeitig verlieren viele Tierarten ihren Lebensraum. Viele Experten erkennen heute im Schutz der Regenwälder ein attraktives und verhältnismässig kostengünstiges Mittel im Kampf gegen den globalen Klimawandel.

REDD lohnt sich (noch) nicht

CO2-Kompensationen über «Reducing Emissions from Deforestation and Degradation» (REDD, siehe Kasten) sind eine Möglichkeit, die weitere Ausdehnung von Palmöl-Plantagen einzudämmen. Dabei werden die ökologischen Dienstleistungen, die der Regenwald unter anderem durch die Aufnahme von CO2 erbringt, vergütet. Damit werden sowohl der tropische Regenwald als der Erhalt solcher Wälder aufgewertet. Lian Pin Koh untersuchte, inwiefern hohe Palmölpreise die Funktion der REDD unterlaufen. Das Fazit ist ernüchternd: Die Umwandlung eines Hektars Regenwald für die Palmölproduktion führt zu Erträgen von 3‘835 bis 9‘630 Dollar, während dem der Schutz der gleichen Fläche über REDD-Kredite nur 614 bis 994 Dollar abwirft.

REDD-Kredite werden bislang einzig an «freiwilligen» Märkten gehandelt, wie zum Beispiel dem «Chicago Climate Exchange», an welchen Unternehmen und Staaten aus eigener Motivation Klimakompensationen erwerben können. Koh ist jedoch davon überzeugt, dass REDD erst durch Aufnahme in die internationalen Klimaverträge, wie dem Kyoto-Protokoll, auch wirtschaftlich attraktiv werden. Im Kyoto-Protokoll haben sich 184 Staaten dazu verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und teils über den Kauf von Klimazertifikaten zu kompensieren. Würden die REDD-Kredite auf dem Kompensationsmarkt innerhalb der internationalen Verträge gehandelt, so könnten sie laut Kohs Berechnungen bis zu 6600 Dollar pro Hektare Tropenwald einbringen.

Wie viel ist die Nicht-Rodung des Regenwaldes wert?

Nach wie vor ist jedoch der Preis von REDD-Krediten schwierig zu berechnen. «Wir müssen quasi die zukünftige Entwicklung in den Regenwäldern ohne Schutzmassnahmen einberechnen, um an den wahren Wert eines REED-Kredits zu gelangen», erklärt Koh. Trotzdem seien die Modelle heute genügend ausgereift, um sie auf dem internationalen Kompensationsmarkt einzuführen. Koh und viele Klimaexperten rechnen deshalb damit, dass REDD an der diesjährigen Klimakonferenz in Kopenhagen in die Nachfolge-Verträge des Kyoto-Protokolls mit aufgenommen werden. Damit könnten solche Kredite ab 2012 erstmals zur Kompensation von CO2-Emissionen innerhalb der internationalen Verpflichtungen genutzt werden. Besonders wenn sich die USA, welche das Kyoto-Protokoll nicht unterzeichnet haben, an den Nachfolgeverträgen beteiligen, so entstünde ab 2012 eine grosse Nachfrage nach Möglichkeiten für CO2-Kompensationen. «Der Schutz der tropischen Regenwälder mittels REDD-Krediten könnte diese Nachfrage decken», hofft Koh.

REDD - Reducing Emissions from Deforestation and Degradation

REDD kann mit «Reduktion von Emissionen aus der Rodung und Schädigung von Wäldern» übersetzt werden. Die Grundidee von REDD basiert auf der Funktion der Wälder als Kohlenstoffspeicher. Indem den Wäldern und dem von ihnen gespeicherten Kohlenstoff ein wirtschaftlicher Wert beigemessen wird, kann der Erhalt von Wäldern in wirtschaftliche Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Im Rahmen eines REDD Systems sollen die CO2-Emissionen infolge der Abholzung bewertet und daraus wirtschaftliche Anreize für den Stopp der Waldrodung geschaffen werden.

Referenz:R. A. Butler , L. P. Koh, & J Ghazoul: REDD in the red: palm oil could undermine carbon payment schemes. Conservation Letters. 24.03. 2009. http://dx.doi.org/10.1111/j.1755-263X.2009.00047.x

Mehr Informationen zur Gruppe für Ökosystemmanagement

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