Veröffentlicht: 16.02.11
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Jahr der Chemie offiziell eröffnet

Die UNO hat 2011 zum «Internationalen Jahr der Chemie» erklärt. Den Schweizer Auftakt dazu bildete die nationale Eröffnungsfeier in Bern, an der Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft anwesend waren. Im laufenden Jahr soll die Schweizer Bevölkerung für Chemie begeistert werden.

Anna-Katharina Ehlert
Moderne Zauberer: Wolfram Uhlig (l.) und Bruno Rüttimann vom Laboratorium für anorganische Chemie der ETH Zürich zeigten ihre legendäre Chemieshow an der Eröffnungsfeier für das Jahr der Chemie in Bern. (Bild: Anna-Katharina Ehlert)
Moderne Zauberer: Wolfram Uhlig (l.) und Bruno Rüttimann vom Laboratorium für anorganische Chemie der ETH Zürich zeigten ihre legendäre Chemieshow an der Eröffnungsfeier für das Jahr der Chemie in Bern. (Bild: Anna-Katharina Ehlert) (Grossbild)

«Chemie – unser Leben, unsere Zukunft» lautet das Motto des Internationalen Jahres der Chemie 2011. Das töne zwar pathetisch, treffe aber durchaus den Kern der Sache, sagte Helma Wennemers, Chemieprofessorin der Universität Basel, die durch den Anlass führte. Chemie sei in unserem Leben überall präsent. In der Bevölkerung werde dies jedoch nur bedingt wahrgenommen. Ganz gleich ob es sich um die Aufbereitung des Trinkwassers, die Entwicklung neuer Medikamente oder die Suche nach umweltverträglicher Energiegewinnung handle: Alles habe mit Chemie zu tun. Wennemers wünschte sich, dass der Bevölkerung im Rahmen dieses Jahres die Bedeutung der Chemie näher gebracht werden könne.

Insbesondere bei jungen Menschen müsse die Neugier für diese sogenannt «harte Wissenschaft» geweckt werden, sagte Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär für Bildung und Forschung. Die kleine Schweiz gehöre in der Chemie zu den ganz Grossen und damit das so bleibe, müsse man das Technikverständnis auf allen Schulstufen fördern. Nur so könne der Mangel an Fachkräften langfristig behoben werden.

Soziales Denken schulen

Richard Ernst, emeritierter Professor am Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften und Chemie-Nobelpreisträger 1991, lobte ebenfalls die grossen Errungenschaften der Chemie: Dank dieser seien unsere Nahrungsmittel sicherer, die Luft- und Bodenbelastung reduziert und umweltfreundliche Ersatzstoffe eingeführt worden. Damit sei es aber nicht getan, betonte Ernst. Er appellierte an die Gesellschaft, ihren zukünftigen Lebensgrundlagen mehr Sorge zu tragen und kritisierte das mangelnde Verantwortungsbewusstsein in der heutigen Welt. Soziales und globales Denken müsse Nachwuchsforschern unbedingt auf den Weg mitgegeben werden. Denn für die Chemikerinnen und Chemiker gelte es noch viele offene Fragen zu lösen: die Energieversorgung, Umweltverschmutzungen und die Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Ethisches Denken müsse dazu in den Vordergrund gerückt werden und den Egoismus als treibende Kraft ablösen.

Christoph Mäder, der Präsident des Industrieverbands SGCI Chemie Pharma Schweiz, strich die herausragende Stellung der chemischen und pharmazeutischen Industrie in der Schweiz hervor. Zweifelhafte Regulierungen, hervorgerufen durch ein falsch verstandenes Schutzbedürfnis seitens der Politik, würden jedoch den Forschungsstandort Schweiz gefährden. Nur wenn die Schweiz gewillt sei, in die Forschung zu investieren, könne sie ihre Stellung halten.

«Ohne Chemie geht es nicht»

Einen Überblick über die schweizerischen Aktivitäten zum UNO-Jahr der Chemie gab Peter Kündig, Präsident der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft. Hochschulen, Museen, Naturforschende Gesellschaften und Firmen bieten der Bevölkerung Theatervorstellungen, Diskussionen, Tage der offenen Tür und viele andere Veranstaltungen an. Einen Vorgeschmack boten Wolfram Uhlig und Bruno Rüttimann vom Laboratorium für anorganische Chemie der ETH Zürich mit ihrer Chemieshow. Sie brachten Flüssigkeiten zum Leuchten, spielten mit Gasdruck Flöte und lockten den «grünen Laborgeist» aus seiner Flasche.

Die Beiden beendeten die Veranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Urknall, der den Beginn des Jahrs der Chemie eröffnete. Uhlig zeigte sich zufrieden mit der Feier: «Die Bedeutung der Chemie wurde von verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet». Er sagte weiter, dass die Akzeptanz der Chemie in der Gesellschaft vergrössert werden müsse, denn «ohne Chemie geht es nicht.»

Am 18. Juni 2011 findet an der ETH und der Universität Zürich der Tag der Chemie statt.

 
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