Himmelstürmer auf dem Prüfstand
Bald ist es wieder soweit: Am 1. August werden tausende von Feuerwerks-Raketen den Himmel über der Schweiz erhellen. Doch so schön das Feuerwerk auch sein wird, welche Emissionen verursachen die Raketen? Ein Gespräch mit Antonio Togni, Professor für Metallorganische Chemie.
Herr
Togni, aus welchen Stoffen bestehen Feuerwerks-Raketen?
Antonio Togni:
Die Farbeffekte werden durch Metalle hervorgerufen, zum Beispiel Strontium, Barium aber auch
Kupfer in Form von Nitraten, Karbonaten, Sulfaten oder Chloriden.
Der Haupttreibstoff einer Feuerwerks-Rakete ist
Schwarzpulver. Es besteht zu etwa 3/4 aus Kaliumnitrat und der Rest zu etwa gleichen
Teilen aus Kohle und Schwefel. Modernere Treibstoffe können auch Ammonium- oder
Kaliumperchlorat und leicht brennbare Metalle wie Magnesium enthalten.
Welche Emissionen entstehen, wenn eine solche Rakete gezündet
wird?
Die Hauptkomponente Kaliumnitrat liefert Sauerstoff zur
Umwandlung der Kohle in CO2, wobei auch Stickstoff entsteht. Das sind die zwei Gase, welche
hauptsächlich für den Antrieb sorgen. Die Chemie einer solchen Rakete ist
aber bei weitem nicht so «sauber», weil eben auch eine Anzahl von
Nebenkomponenten entsteht, etwa Kohlenmonoxid oder Schwefelwasserstoff. Als
Rauch werden verschiedene feste
Bestandteile in die Umwelt abgegeben, wie Kaliumsulfat, Kaliumsulfid, Kaliumcarbonat,
Kaliumthiocyanat, um nur diejenigen zu nennen, die Kalium enthalten.
Wie giftig sind
diese Stoffe?
Schaut man sich nur die chemische Natur der Emissionen
an, dann sind Autofahren oder Cheminéebrennen deutlich sauberer und weniger
schädlich als ein Feuerwerk. Mit wenigen Ausnahmen, zum Beispiel
Kohlenmonoxid, sind die Substanzen aber relativ wenig toxisch und hinterlassen kaum
messbare Effekte auf Mensch und Umwelt.
Das heisst also, Autofahren
ist gesünder als Raketen steigen lassen. Sollten Raketen am 1.August verboten werden?
Ob jemand Raketen zünden will oder nicht, sollte jeder
selbst entscheiden. Der Vergleich der Belastung durch die Feuerwerke am 1.
August zum Autoverkehr hinkt etwas. Eine Rakete mit einem Kilogramm
Schwarzpulver setzt etwa 300 Gramm CO2 frei. Ein durchschnittliches
Auto produziert diese Menge bereits auf einer Strecke von zwei Kilometern. Es
ist also alles eine Frage der Menge. Beim Feuerwerk «grün» zu denken, halte ich
doch für ein bisschen vermessen.
Zur Person
Antonio Togni ist Professor für Metallorganische Chemie am Laboratorium für Anorganische Chemie der ETH Zürich. Er studierte Chemie an der ETH Zürich und forschte in den Zentralen Forschungslaboratorien der Ciba-Geigy AG, wo er auf dem Gebiet der asymmetrischen Katalyse gearbeitet hat. Die Schwerpunkte seiner Forschung sind die metallorganische Chemie, die asymmetrische Homogenkatalyse sowie die fluororganische Chemie.
LESERKOMMENTARE