Veröffentlicht: 29.07.11
Science

Himmelstürmer auf dem Prüfstand

Bald ist es wieder soweit: Am 1. August werden tausende von Feuerwerks-Raketen den Himmel über der Schweiz erhellen. Doch so schön das Feuerwerk auch sein wird, welche Emissionen verursachen die Raketen? Ein Gespräch mit Antonio Togni, Professor für Metallorganische Chemie.

Interview: Thomas Langholz
Das Feuerwerk am 1.August hat nicht nur positive Effekte. (Bild: iStockfoto)
Das Feuerwerk am 1.August hat nicht nur positive Effekte. (Bild: iStockfoto) (Grossbild)

Herr Togni, aus welchen Stoffen bestehen Feuerwerks-Raketen?
Antonio Togni:
Die Farbeffekte werden durch Metalle hervorgerufen, zum Beispiel Strontium, Barium aber auch Kupfer in Form von Nitraten, Karbonaten, Sulfaten oder Chloriden.
Der Haupttreibstoff einer Feuerwerks-Rakete ist Schwarzpulver. Es besteht zu etwa 3/4 aus Kaliumnitrat und der Rest zu etwa gleichen Teilen aus Kohle und Schwefel. Modernere Treibstoffe können auch Ammonium- oder Kaliumperchlorat und leicht brennbare Metalle wie Magnesium enthalten.

Welche Emissionen entstehen, wenn eine solche Rakete gezündet wird?
Die Hauptkomponente Kaliumnitrat liefert Sauerstoff zur Umwandlung der Kohle in CO2, wobei auch Stickstoff entsteht. Das sind die zwei Gase, welche hauptsächlich für den Antrieb sorgen. Die Chemie einer solchen Rakete ist aber bei weitem nicht so «sauber», weil eben auch eine Anzahl von Nebenkomponenten entsteht, etwa Kohlenmonoxid oder Schwefelwasserstoff. Als Rauch werden verschiedene feste Bestandteile in die Umwelt abgegeben, wie Kaliumsulfat, Kaliumsulfid, Kaliumcarbonat, Kaliumthiocyanat, um nur diejenigen zu nennen, die Kalium enthalten.

Wie giftig sind diese Stoffe?
Schaut man sich nur die chemische Natur der Emissionen an, dann sind Autofahren oder Cheminéebrennen deutlich sauberer und weniger schädlich als ein Feuerwerk. Mit wenigen Ausnahmen, zum Beispiel Kohlenmonoxid, sind die Substanzen aber relativ wenig toxisch und hinterlassen kaum messbare Effekte auf Mensch und Umwelt. 

Das heisst also, Autofahren ist gesünder als Raketen steigen lassen. Sollten Raketen am 1.August verboten werden?
Ob jemand Raketen zünden will oder nicht, sollte jeder selbst entscheiden. Der Vergleich der Belastung durch die Feuerwerke am 1. August zum Autoverkehr hinkt etwas. Eine Rakete mit einem Kilogramm Schwarzpulver setzt etwa 300 Gramm CO2 frei. Ein durchschnittliches Auto produziert diese Menge bereits auf einer Strecke von zwei Kilometern. Es ist also alles eine Frage der Menge. Beim Feuerwerk «grün» zu denken, halte ich doch für ein bisschen vermessen.

Zur Person

Antonio Togni ist Professor für Metallorganische Chemie am Laboratorium für Anorganische Chemie der ETH Zürich. Er studierte Chemie an der ETH Zürich und forschte in den Zentralen Forschungslaboratorien der Ciba-Geigy AG, wo er auf dem Gebiet der asymmetrischen Katalyse gearbeitet hat. Die Schwerpunkte seiner Forschung sind die metallorganische Chemie, die asymmetrische Homogenkatalyse sowie die fluororganische Chemie.

 
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