Veröffentlicht: 29.05.13
Campus

Fokusprojekte Roll-out 2013

Ein Hexacopter, der sich als Puppenspieler betätigt, ein Roboter, der alle Hindernisse überwindet und das vielleicht schnellste Tandem der Welt: Das waren einige der Fokusprojekte beim Roll-out 2013.

Angelika Jacobs
Beim Roll-out präsentierten die Studierenden die Produkte ihrer Fokusprojekte. (Bild: Peter Rüegg / ETH Zürich)
Beim Roll-out präsentierten die Studierenden die Produkte ihrer Fokusprojekte. (Bild: Peter Rüegg / ETH Zürich) (Grossbild)

Schneller, höher, weiter – die diesjährigen Fokusprojekte stehen ganz im Zeichen der Mobilität. Die Bachelor-Studierenden des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik begannen vor einem Jahr mit einer innovativen, zündenden Idee, die sie teilweise in Zusammenarbeit mit Studierenden anderer Hochschulen in die Realität umsetzten. Beim Roll-out präsentierten die Studierenden gestern stolz die Produkte ihrer harten Arbeit.

Innovative Flugobjekte

Wie steil die Lernkurve der Studierenden ist, illustriert das Projekt PacFlyer. Basil Weibel, ETH-Studierender und Projektleiter, zeigt im Zuge seiner Präsentation ein Video der ersten Flugversuche ihres Flugroboters, der sowohl senkrecht starten und schweben kann wie ein Helikopter, aber auch effizient Strecken zurücklegt wie ein Segelflieger. Sein Team hätte festgestellt, dass solche Drohnen meist für militärische Zwecke eingesetzt würden, erzählt Weibel. Sie hätten mehr zivile Anwendungen im Sinn, wie Monitoring landwirtschaftlich genutzter Flächen, die Anzahl Orang-Utans in einem schwer zugänglichen Gebiet zu bestimmen oder gar als Flugbote Pakete zuzustellen.

Das zweite Video, das Weibel abspielt, zeigt den Absturz des PacFlyer. Dieser Absturz liegt erst eine Woche zurück. Dennoch zeigten die Studierenden beim Roll-out einen flugfähigen Prototypen. Was im ersten Anlauf drei Monate dauerte, schaffte das Team aus sechs Studierenden der ETH und zwei der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften innerhalb nur einer Woche.

Ebenfalls nicht ganz pannenfrei schaffte es ein weiteres Flugobjekt zum Roll-out. Mit ihrem Puppetcopter will das Team um Roman Hofstetter die Menschen begeistern. Ihr ultraleicht konstruierter Hexacopter Kolibri bewegt die Fäden einer Marionette namens Maurice. Maurice entstammt einem 3D-Drucker, ist nur 240 Gramm schwer und leuchtet dank integrierter LED-Lämpchen in der Nacht. Zugegeben, ein grosses, teures Spielzeug, meint Hofstetter. Leider hob Kolibri gestern nicht ab und ruhte auf einem Holzgerüst, um Maurice zu steuern.

Mit Elektromotor oder Muskelkraft

Weniger verspielt treten die Projekte Suncar und Julier auf. Nach dem Erfolg ihres Hybrid-Sportwagens Suncar im letzten Jahr, stellen die Studierenden dieses Jahr den Suncar Family vor, einen alltagstauglichen Familienwagen, der mit Sonnenenergie und Bioethanol aus Holz angetrieben wird. Das Projekt Julier setzt dagegen auf das Beste aus Leichtbau, Aerodynamik und einen hoch effizienten Elektromotor. Diese vereinen sich in einem Rennwagen, mit dem das Team des Akademischen Motorsportvereins Zürich bei der Formula Student Electric ihren bislang 2. Platz noch überbieten möchte.

Statt mit Sonnenenergie oder Elektromotor treiben Lukas Moy und sein Team ihr Gefährt Cieo mit Muskelkraft an. Sie präsentieren ihren Prototyp eines «streamliner tandem», welches das schnellste von Menschenkraft angetriebene Fahrzeug der Welt werden soll. «Die Idee ist auf einer Fahrradtour zweier Kollegen in Frankreich entstanden», erzählt Moy. «Sie hatten das Ziel, möglichst schnell ans Meer zu kommen, aber mussten gegen den starken Wind ankämpfen. Da dachten sie sich, man müsste das doch besser machen können.» Um Luft- und Rollwiderstand ihres Fahrrads zu minimieren, optimierte das Team sowohl die aerodynamische Form der Aussenhülle als auch das Gewicht der Konstruktion.

Da die beiden Fahrer für einen möglichst geringen Luftwiderstand optimal in der stromlinienförmigen Aussenhülle Platz finden müssen, ist die Fahrt als Zweitfahrer jedoch nichts für schwache Nerven: Während der Lenker halb liegend in Fahrtrichtung schaut, liegt der zweite Fahrer mit dem Kopf voran unter ihm. Das Team hofft, mit dem Tandem an einem internationalen Wettbewerb in Deutschland die bestehenden Weltrekorde in Höchstgeschwindigkeit und Anzahl in einer Stunde zurückgelegter Kilometer zu brechen. Ihr Ziel ist es, 100 Kilometer in einer Stunde zu schaffen.

Kopfüber im Schiffstank

Weniger schnell, dafür aber auch mal kopfüber ist der Ship Inspection Robot unterwegs. Dank seiner magnetischen Räder und innovativem Ablösemechanismus kann der Roboter I- und T-förmige Hindernisse überwinden und so auch die entlegensten Winkel grosser Schiffstanks erkunden. Mit Kameras ausgerüstet wird er zu einem wertvollen Werkzeug, mit dem Techniker die Wände eines Frachtschifftanks untersuchen können, ohne selbst auf gefährliche Klettertouren gehen zu müssen.

Um ihre Ideen umzusetzen, müssten die Studierenden nicht nur auf das im Studium erworbene Grundlagenwissen zurück, sondern auch lernen, in Teamarbeit komplexe Probleme zu lösen, erklärt Mirko Meboldt, ETH-Professor für Produktentwicklung und Konstruktion. Im Zuge der Fokusprojekte haben Studierende die Möglichkeit, alle Schritte der Produktentwicklung selbstständig zu durchlaufen, von der Idee über den Entwurf, das Design, die Produktion bis zum Marketing.