Chemie als Chance zur nachhaltigen Nutzung der Natur
Richard Ernst wollte Chemiker werden, weil er sich von der Chemie Einblick in die Grundphänomene der Natur versprach. Die heutige Chemie soll unter anderem Probleme der Energiewirtschaft lösen helfen, sagt der Nobelpreisträger von 1991.
Was halten Sie für
die grösste Errungenschaft oder wichtigste Entdeckung der Chemie?
Die Chemie gibt einen direkten Einblick in die
Grundphänomene der Natur und eröffnet uns Möglichkeiten, daraus einen Nutzen
für das langfristige Überleben der Menschheit zu ziehen.
Womit befassen Sie
sich in ihrer Forschung und was wird davon im Alltag spürbar oder nutzbar?
Ich befasse mich mit der Entwicklung von
physikalisch-chemischen Messmethoden, um die Phänomene der Natur besser
verstehen zu können und um zu erfahren, wo die Grenzen einer vertretbaren
menschlichen Beeinflussung der Natur sind. Die von mir mitentwickelte
magnetische Resonanz-Spektroskopie hat heute eine spektakuläre Anwendung mit
direktem Nutzen für die menschliche Gesundheit in der medizinischen
Magnetresonanz-Tomographie (MRI) gefunden. Auch einem Verständnis der hoch
komplexen Prozesse im aktiven menschlichen Gehirn kommt diese Messmethode näher
als irgendeine andere Versuchsanordnung.
Was hat Sie an
Chemie fasziniert? Warum wollten Sie Chemiker werden?
Ich wollte Einblick in die Geheimnisse der Natur erhalten
und die grundlegenden Prinzipien verstehen. Chemie ist für mich der beste Weg,
diesem Ziel mindestens nahe zu kommen.
Welche
Forschungsgebiete der Chemie werden in Zukunft besonders wichtig und weshalb?
Von besonderer Bedeutung ist heute und in Zukunft die
gesamte Energiewirtschaft, die wesentlich von chemischen und
physikalisch-chemischen Prozessen bestimmt wird. Ebenso wichtig sind die
biochemischen Aspekte von Leben, Ernährung, Gesundheit und Überleben.
Welchen Begriff
aus der Chemie sollten am Ende des Internationalen Jahrs der Chemie alle kennen
und warum?
Chemie ist gleichbedeutend mit einem molekularen-atomaren
Verständnis der Naturphänomene und mit nachhaltiger Nutzung der Natur, was notwendig
ist für das Überleben auf unserem Globus.
Zur Person
Der 78jährige Richard Ernst ist emeritierter Professor für Physikalische Chemie der ETH Zürich. Für seine bahnbrechenden Beiträge zur Entwicklung der hochauflösenden magnetischen Kernresonanz-Spektroskopie wurde ihm 1991 der Nobelpreis für Chemie verliehen.
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