Veröffentlicht: 11.01.12
Campus

Aufbruch für Gesundheitswissenschaften

Am Dienstag eröffnete die ETH Zürich mit einer Feier das neue Departement für Gesundheitswissenschaften und Technologie. Das Departement zeichnet sich unter anderem aus durch eine enge Zusammenarbeit mit der medizinischen Fakultät der Universität Zürich.

Fabio Bergamin
ETH-Präsident Ralph Eichler (rechts) und D-HEST-Vorsteher Wolfgang Langhans (links) in gelöster Stimmung an der Eröffnungsfeier (Bild: Tom Kawara)
ETH-Präsident Ralph Eichler (rechts) und D-HEST-Vorsteher Wolfgang Langhans (links) in gelöster Stimmung an der Eröffnungsfeier (Bild: Tom Kawara) (Grossbild)

Aufbruchsstimmung war spürbar an der Eröffnungsfeier des neuen ETH-Departements Gesundheitswissenschaften und Technologie (D-HEST) am Dienstag. Das Auditorium Maximum, in dem sie stattfand, war mit 400 Personen voll besetzt. Und die Rednerinnen und Redner zeigten sich erfreut über die neuen Möglichkeiten, im D-HEST Forschung und Lehre über die bisherigen Fächergrenzen hinweg zu betreiben.

Mit der Schaffung des neuen Departements fasst die ETH verschiedene Aktivitäten im Bereich Forschung und Technik für die Gesundheit zusammen, die bisher in unterschiedlichen Departementen beheimatet waren. «Wir träumen alle davon, bis ins hohe Alter gesund und fit zu bleiben», sagte ETH-Präsident Ralph Eichler an der Veranstaltung. Um zukünftige Probleme im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung zu lösen, sei eine fächerübergreifende Zusammenarbeit nötig. Die Schulleitung sei daher auf die Idee gekommen, bestehende Professuren, die in ihrem bisherigen Departement unterkritisch waren, in einem neuen Departement zu bündeln, um damit die kritische Masse zu erreichen.

Stärkung des Wissenschaftsstandorts Zürich

«Mit der Schaffung des neuen Departements macht die ETH Zürich einen wichtigen Schritt, um den Wissenschaftsstandort Zürich zu stärken», sagte die Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli in ihrem Grusswort. Sie kam auch auf die geplante intensivere Zusammenarbeit des D-HEST mit anderen Akteuren in der Gesundheitsforschung auf dem Platz Zürich zu sprechen, namentlich der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und des Universitätsspitals. «Ich bin überzeugt, dass das Potenzial in diesem Bereich nur mit einer gemeinsamen Strategie optimal ausgeschöpft werden kann», so Aeppli.

Professor Klaus Grätz, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich, wies in seinem Grusswort darauf hin, dass schon jetzt 6 der 21 Professuren des D-HEST Doppelprofessuren von ETH und Universität Zürich seien. «Eine enge Zusammenarbeit ist dadurch gegeben.» Und Gery Colombo, CEO der in der Medizinaltechnik tätigen Firma Hocoma und ETH-Alumnus, sagte, der Technologietransfer von der Forschung in die Industrie sei vor allem dann erfolgreich, wenn sich die Technologie in der Klinik bewähre. Diesen Wissenstransfer zu beschleunigen, sei eines der Ziele des neuen Departements, sagte Professor Wolfgang Langhans, der erste Vorsteher des D-HEST.

Lebensmittelwissenschaften als ideale Ergänzung

Das neue Departement besteht aus den Bereichen Medizintechnik, Neurowissenschaften, Bewegungswissenschaften und Sport sowie Lebensmittelwissenschaften und Ernährung. «Diese Kombination gibt es nur an wenigen Hochschulen weltweit», betonte ETH-Präsident Eichler. Dies insbesondere auch deshalb, weil die Lebensmittelwissenschaften mit dabei seien. Sie passten hervorragend zum Portfolio des neuen Departements. «Wir wissen alle, dass der gesicherte Zugang zu unbedenklicher Nahrung sowie einer ausgewogenen Ernährung unabdingbar ist für die Gesundheit und die Verbesserung der Lebensqualität», sagte Langhans. Und an einer anschliessenden Podiumsdiskussion ergänzte Erich Windhab, Professor für Lebensmittelverfahrenstechnik: «Das Potenzial von Lebensmitteln als kostengünstige Möglichkeit, die Gesundheit zu beeinflussen, ist noch längst nicht ausgeschöpft.»

Dieses Podiumsgespräch ging unter anderem der Frage nach, ob eine harmonische Zusammenarbeit von exakten Wissenschaften und Medizin überhaupt möglich sei. «Die Kulturen sind zwar unterschiedlich, eine gute Zusammenarbeit ist aber möglich, wenn sich beide Seiten auf die andere einlassen», sagte Christina Spengler Walder, Titularprofessorin für Sportphysiologie.

Erfreulich hohe Zahl von Studentinnen

Zudem gab die Standortfrage zu reden. Im Moment sind die einzelnen Professuren über die verschiedenen Hochschulstandorte in Zürich verteilt. Im Jahr 2016 sollen die Professuren aber in einem Neubau an der Gloriastrasse in unmittelbarer Nachbarschaft des Universitätsspitals zusammengefasst werden. «Bereits jetzt sind die einzelnen Standorte relativ nahe», sagte Martin Schwab, Professor für Neurowissenschaften, und verriet schmunzelnd, dass er vom Standort Irchel, wo er arbeite, den Standort Zentrum mit dem Velo in elf Minuten erreiche. Christina Spengler Walder verwies darauf, dass der Neubau ihre Forschung erleichtern werde. Wegen der Distanz ihrer derzeitigen Räumlichkeiten zum Universitätsspital und damit verbundenen logistischen Schwierigkeiten sei es schon vorgekommen, dass sie ein Experiment nicht wie geplant durchführen konnte.

Das D-HEST wird in Zukunft zwei Studiengänge anbieten. Mit einer hohen Anzahl von 175 Studierenden ist im vergangenen Herbst der neue Studiengang «Gesundheitswissenschaften und Technologie» gestartet. Ralph Müller, Professor für Biomechanik, zeigte sich erfreut an der vergleichsweise hohen Anzahl von Studentinnen, die damit auch für Ingenieurfächer gewonnen werden könnten. Der bestehende Studiengang Lebensmittelwissenschaften wird als eigenständiger Studiengang erhalten bleiben.