Veröffentlicht: 24.04.13
Kolumne

Vom Tanz zur Technik – was Inspiration bewegt

Lisa Poulikakos
Lisa Poulikakos studiert seit 2008 Maschinenbau an der ETH Zürich und schreibt zur Zeit ihre Masterarbeit über optische Materialien. (Bild: ETH Zürich)
Lisa Poulikakos studiert seit 2008 Maschinenbau an der ETH Zürich und schreibt zur Zeit ihre Masterarbeit über optische Materialien. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Der Abend war sommerlich warm. Ich stand auf der Terrasse des «Newseums», des Nachrichten-Museums in Washington D.C. Von dort aus gibt es eine wunderschöne Aussicht auf die Monumente der amerikanischen Hauptstadt, unter anderem auf die weisse Kuppel des «House of Congress».

Als ich über die Dächer blickte, hatte ich jedoch ein ganz anderes Bild vor Augen. Es war das Bild, das Rangita de Silva de Alwis, die Direktorin der «Global Women’s Leadership»-Initiative kurz zuvor in einer Rede gezeichnet hatte.

Es war das Bild eines kleinen Mädchens in Indien. Sie liebte ihre breiten, farbigen Seidenröcke und drehte sich darin tanzend im Kreis. Sie beobachtete, wie der Rock sich nach der Drehung ihrem Körper wieder annäherte. Dies war eine Beobachtung der grundlegenden Prinzipien der Bewegung, dies war ihr erstes Physikexperiment. Diese Geschichte handelt davon, wie der Funke wissenschaftlicher Neugier entspringt.

Getroffen habe ich Rangita de Silva de Alwis am 10. April an der Konferenz «Women Inspire Innovation – Bridging the Gender Gap in the Knowledge Economy», an der ich auf Einladung von Equal!, der Stelle für Chancengleichheit an der ETH, teilnehmen durfte. Die Konferenz wurde von der schweizerischen Botschaft organisiert und fand in Washington D.C. statt, im Knight Conference Center des «Newseums». Das Thema der Konferenz war die Frage, wie man es erreicht, mehr junge Mädchen für Ingenieur- und Naturwissenschaften zu begeistern.

Für mich war es eine tolle Gelegenheit, Inspirationen und Ideen für unsere Organisation LIMES (Ladies In Mechanical and Electrical Studies) zu sammeln, die ich mit einer Gruppe motivierter Studentinnen der Departemente Maschinenbau & Verfahrenstechnik sowie Informationstechnologie & Elektrotechnik gegründet habe.

Als Vertreterin für die ETH Zürich durfte ich mir eine Reihe anregender Vorträge von acht Personen, je vier aus der Schweiz und vier aus den USA, anhören. Die Vorträge waren zwar sehr verschieden, jedoch teilten alle Redner und Rednerinnen dieselbe Leidenschaft, Frauen in der Technik und in der Innovation zu fördern. Die Botschaften jedes Redners und jeder Rednerin haben mich auf eine je andere Art geprägt.

Rangita de Silva de Alwis, die als erste sprach, gab der Verbindung zwischen Frauen und Technik eine globale Perspektive, die mir bisher wenig bekannt war. Besonders in Entwicklungsländern spielen ihr zufolge neuste Technologien und «Social Media» eine wichtige Rolle darin, Frauen eine weithin vernehmbare Stimme gegen Unterdrückung und Gewalt zu verleihen.

Auch Shelly Kapoor Collins, die heutige CEO von Enscient Corporation und «National Co-Chair of Technology» des US-Präsidenten Barack Obama, ist es ein grosses Anliegen, Mädchen für die Technik zu begeistern. Sie selbst wuchs als Tochter indischer Einwanderer auf mit dem «Privileg der Chance»: Ihre Eltern haben sie im frühen Alter für Mathematik und Naturwissenschaften begeistert. Sie haben ihr klar gemacht, dass ihr eine technische Ausbildung viele Türen öffnen würde.

Heute möchte sie ihrer Tochter dieselbe Botschaft übermitteln. Dazu engagiert sie sich für Schulmädchen in ärmeren Regionen und erzählt ihnen von ihrem Leben als Unternehmerin und CEO im Silicon Valley. Sie sagt den Mädchen, dass sie grosse Träume haben sollten. Ihre grösste Freude ist es, wenn sie ein inspiriertes Leuchten in den Augen dieser Mädchen sehen kann.

Bei unserem Engagement für LIMES ist es eines unserer Ziele, ein solches Leuchten in den Augen der Gymnasiastinnen zu sehen, die wir für ein Technikstudium an der ETH Zürich begeistern möchten.

Zur Person

Lisa Poulikakos studiert seit 2008 Maschinenbau an der ETH. Sie schreibt zur Zeit ihre Masterarbeit am MIT im Gebiet von optischen Materialien, den sogenannten «QuantumDots». Lisa war zwischen 2010 und Januar 2013 Mitgründerin und erste Präsidentin von LIMES. In ihrer Freizeit interessiert sie sich für Literatur und Kunst.
LIMES (Ladies In Mechanical and Electrical Studies) ist eine Kommission des AMIVs, welche sich für gegenwärtige und zukünftige Studentinnen an den beiden ETH-Departementen Maschinenbau & Verfahrenstechnik (D-MAVT) und Informationstechnologie & Elektrotechnik (D-ITET) engagiert.