Sawiris-Stipendien für Entwicklungsprojekte
Die «Sawiris Foundation for Social Development» fördert Studierende aus Entwicklungsländern und ihre Projekte. Jetzt traf sich der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris mit den Stipendiaten.
«Schmeckt gut», sagt Samih Sawiris, nachdem er ein Stück Maniok
probiert hat. Die ETH-Doktorandin Ima Zainuddin lacht und freut sich über das Interesse an ihrem Forschungsprojekt. Sie ist eine von sieben Stipendiaten
und Stipendiatinnen, die mit dem Programm «Sawiris Scholarships – Science &
Technology for the South»
unterstützt werden. Seit 2008 fördert der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris
zusammen mit der ETH Zürich Doktorarbeiten von jungen Wissenschaftlern mit
Projekten aus Entwicklungsländern. Ziel der Projekte ist, die Lebensbedingungen
der Menschen vor Ort zu verbessern. Neben dem theoretisch-wissenschaftlichen
Teil der Doktorarbeiten sollen damit auch konkrete Projekte in den Ländern
initiiert werden.
Das Programm fördert jedes Doktorat mit 150'000 Franken. Mit
der Donation von 1,5 Millionen Franken können zehn Doktoratsstellen finanziert
werden. Gestern hat der Donator seine Stipendiaten an der ETH besucht, wo ihm einzelne
Projekte vorgestellt wurden. Dabei kündigte er an, das Programm «Sawiris
Scholarships – Science & Technology for the South» zusammen mit der ETH um
weitere fünf Jahre zu verlängern.
Mehr Nahrung für Millionen
Ima Zainuddin kommt aus Indonesien und erforscht die Maniok-Pflanze.
Weltweit ernähren sich zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Menschen davon.
In Afrika südlich der Sahara deckt die Pflanze bis zu 60 Prozent des täglichen
Kalorienbedarfs der dortigen Bewohner. Doch Maniok ist nicht lange haltbar: Zwischen
12 und 72 Stunden nach der Ernte verfärbt sich die Pflanze und wird
ungeniessbar. Ein Teil der Ernte wird dadurch vernichtet.
Ima Zainuddin untersucht jetzt das Erbgut von verschiedenen Maniok-Sorten, um festzustellen, welche von ihnen resistenter gegen den Abbauprozess ist, der in der Fachsprache «post-harvest physiological deterioration» genannt wird. An der ETH wertet die Doktorandin die in Indonesien gewonnenen Daten aus und analysiert sie. Ziel des dreijährigen Projekts ist es, eine resistente Sorte zu züchten, um sie den Bauern in Indonesien zur Verfügung zu stellen.
Energie aus Abfall
Der Maschinenbaustudent Abera Melesse Ayalneh forscht,
wie sich aus Abfall Energie gewinnen lässt. Ein grosser Wirtschaftsfaktor in
seinem Heimatland Äthiopien ist der Kaffeeanbau. Jährlich werden 400'000 Tonnen
Kaffee produziert und die Hälfte davon exportiert. Ein Grossteil der Gewinne
muss das Land für den Energie-Import ausgeben. Ein Abfallprodukt der
Kaffeeproduktion sind Hülsen und Schalen der Kaffeebohnen. Bisher verbrennen die Bewohner diese
Reste, was die Luft stark belastet. Zudem importieren die Produzenten für teures Geld Öl, um unter anderem die Öfen für die Kaffeeröstung zu befeuern. Gleichzeitig verschwenden sie die in den Ernteabfällen enthaltene Energie. Abera
Melesse Ayalneh untersucht nun Prozesse, wie mittels thermischer Zersetzung aus
diesem Abfall Gas gewonnen werden kann. Mithilfe dieser Technologie könnte die Abhängigkeit von teuren
Ölimporten reduziert, die Umweltverschmutzung durch die Verbrennung verringert
und die ökonomische Effizienz der Kaffeeproduktion gesteigert werden.
Samih Sawiris war beeindruckt von der Versuchsanordnung. Da der Doktorand Abera Melesse Ayalneh vor allem die Prozesse analysiert und ein Verfahren entwickeln möchte, bestärkte Sawiris ihn darin, sich nach einem zusätzlichen Doktoranden umzuschauen, der als weiterer Stipendiat mit diesen Ergebnissen die dazu passende Maschine entwickeln könnte. Ayalneh bedankte sich bei seinem Förderer für die Möglichkeit, seine Forschung an der ETH fortzuführen: «Nur durch die an der ETH vorhandene hochmoderne Technik und High-Tech-Materialien konnte ich die Methode weiterentwickeln.»
Sieben Stipendiaten
Zur Zeit werden sieben Projekte gefördert. Diese reichen von der Forschung zum Internet-Zugang in abgelegenen Regionen von Entwicklungsländern über die Entwicklung einfacher Wasserfilter in Bangladesch bis hin zur Verbesserung von Yak-Weiden für die nepalesische Landbevölkerung. Donator Sawiris zeigte sich beeindruckt von den präsentierten Projekten: «Ich bin sehr froh, dass wir mit diesen Projekten einen direkten Nutzen für Entwicklungsländer leisten. Auch fühle ich mich bestärkt in meinem Beharren, dass wir die Auswahlkriterien für die Projekte so umsetzungsnah definiert haben.»
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