Neudefinition der Macht
Bereits zum vierten Mal veröffentlicht das CSS die «Strategic Trends». In der diesjährigen Ausgabe beleuchten die Experten den schwindenden politischen Einfluss des Westens, maritime Konflikte in Asien und warum sich terroristische Gruppierungen lokal wie global engagieren.
Die wichtigste Erkenntnis der Analyse des Centers for Security Studies (CSS) ist, dass die USA dabei sind, ihre Führungsrolle neu zu definieren. Die anhaltende Weltwirtschaftskrise und das riesige Haushaltsdefizit zwingen die USA zum Umdenken. Die Kosten einer Einsatztruppe im Irak und Afghanistan - bis Ende 2011 rund 1.2 Billionen Dollar - sind für die USA nicht länger finanzierbar. Daher versucht Washington, andere westliche Akteure ebenso verstärkt einzubinden, wie lokale oder regionale Partnerschaften rund um den jeweiligen Krisenherd einzugehen.
Verschiebung der Machtzentren
Durch die wirtschaftlichen Probleme in den westlichen Industrienationen verschieben sich die Wachstumszentren nach Asien, vor allem nach China. Um ihren politischen Einfluss aufrechterhalten zu können, greifen westliche Regierungen verstärkt in Wirtschaftsprozesse ein. Gegenüber der früher vertretenen Ansicht eines globalen Marktes, werden jetzt verstärkt Wirtschaftsbeziehungen auch nach strategischen Gesichtspunkten gesucht. Obwohl dies kurzfristig zu wirtschaftlichem Wachstum führt, sehen die Wissenschaftler darin eher eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Das Wiedererstarken einer Führungsrolle für die westlichen Länder wird davon abhängen, in wieweit sie ihre lokalen wirtschaftlichen und politischen Probleme lösen können.
Instabile Lage bei den Seestreitkräften
Insbesondere in Asien verschärfen sich die politischen Konflikte. Das Kräftemessen entzündet sich an den chinesischen Ansprüchen um einige Inselgruppen, die auch US-Verbündete wie Japan oder die Philippinen für sich reklamieren. Um ihre politischen Ansprüche in dieser Region durchzusetzen und vor allem ihre asiatischen Alliierten an sich zu binden, verstärken die USA die militärische Seepräsenz vor Ort.
Neues Management für Krisenregionen
Nach den Anschlägen vom 11. September in New York versuchten die USA und ihre Partner, den Terrorismus vor allem in den Herkunftsländern zu bekämpfen. Am Beispiel ihres Eingreifens in Afghanistan wurde deutlich, dass dies nur bedingt gelungen ist. Der Einfluss der Taliban konnte nicht nachhaltig gestoppt werden und die Wirtschaft ist nach wie vor vom Drogenanbau abhängig. Daher versuchen die westlichen Länder jetzt verstärkt, die lokalen Streitkräfte und zivile Akteure sowie regionale Organisationen rund um einen entsprechenden Konfliktherd einzubinden. So zum Beispiel bei verschiedenen Einsätzen in Libyen, Mali oder in Niger.
Terrorgruppen organisieren sich neu
Durch den «Arabischen Frühling» und den Tod Osama Bin Ladens ergibt sich für Terrororganisationen eine neue Dynamik. Obwohl ihr die weltweite Identifikationsfigur fehlt, dient Al Kaida radikal-islamischen Gruppen immer noch als Sammelbecken im Kampf gegen den Westen. Während die Terrorgefahr im Westen durch Al-Kaida abgenommen hat, bedrohen lokale Gruppen westliche Interessen vor Ort.
Trotz der aktuellen politischen Entwicklungen sind sich
die Experten des CSS sicher, dass kein anderes Land die globale Führungsrolle
der USA übernehmen kann. Voraussetzung für die Neudefinition einer amerikanischen
Führung sei aber eine erfolgreiche Bewältigung der Wirtschaftskrise sowie der
politischen Blockade in Washington.
Die Publikation «Strategic Trends» kann gratis im Web bezogen werden.
Herausforderungen für die Schweiz
Die Publikationsreihe «Strategic Trends» bietet jährlich
eine Analyse wichtiger weltpolitischer Entwicklungen. Fragen der
internationalen Sicherheit stehen dabei im Zentrum. Ergänzend zur Publikation
findet jährlich die Tagung «Weltpolitische Lage: Herausforderungen für die
Schweiz» statt.
An der heutigen Veranstaltung diskutiert ein
hochkarätiges Plenum zentrale Themen der Schweizer Aussen- und Sicherheitspolitik
mit eingeladenen Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft
und Medien. Prominente Referenten sind neben Nationalrätin Chantal Galladé,
Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, auch Christian
Levrat, Mitglied der aussenpolitischen Kommission des Ständerates, Nationalrätin Christa
Markwalder, Präsidentin des parlamentarischen Vereins USA-Schweiz sowie sowie Generalmajor
Wolfgang Wosolsobe, Militärvertreter Österreichs in Brüssel, designierter
Generaldirektor des EU-Militärstabs.
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