Veröffentlicht: 15.03.13
Campus

Botschafterin der Wissenschaft in Asien

Die ETH Zürich ist das Schweizer «Leading House» für die Forschungszusammenarbeit mit China, Japan und Südkorea. Als Botschafterin des Schweizer Forschungs- und Innovationsstandorts wird sie in den nächsten Jahren die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit diesen Ländern vertiefen und sie auf bisher weniger berücksichtigte Regionen im asiatisch-pazifischen Raum ausdehnen.

Florian Meyer
Bei Forschungskooperationen mit Partnern in China wie hier in Guiyang, aber auch in Südkorea und Japan ist die ETH Zürich in den nächsten vier Jahren die Botschafterin der Schweizer Hochschullandschaft. (Bild: Maio Chen-Su / ETH Zürich)
Bei Forschungskooperationen mit Partnern in China wie hier in Guiyang, aber auch in Südkorea und Japan ist die ETH Zürich in den nächsten vier Jahren die Botschafterin der Schweizer Hochschullandschaft. (Bild: Maio Chen-Su / ETH Zürich) (Grossbild)

Seit 2008 ist die ETH Zürich das «Leading House» für die bilaterale Forschungszusammenarbeit mit China, Südkorea und Japan – und damit eine wichtige Botschafterin für den Wissenschafts- und Hochschulstandort Schweiz. Im Rahmen der schweizerischen Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik haben der Bundesrat und das Parlament beschlossen, dass die ETH Zürich die Zusammenarbeit mit diesen drei Schwerpunktländern und den Schweizer Universitäten in den kommenden vier Jahren weiter vertiefen soll.

Darüber hinaus soll die ETH Zürich auch erkunden, welche anderen, bis anhin wenig berücksichtigten Regionen im asiatisch-pazifischen Raum ein vielversprechendes Entwicklungspotenzial für die Forschungszusammenarbeit aufweisen.

Die entsprechende Leistungsvereinbarung haben der Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, Mauro Dell’Ambrogio, und der Präsident der ETH Zürich, Ralph Eichler, am 15. Februar 2013 in Bern unterzeichnet. «Mit ihrer internationalen Reputation und Vernetzung kann die ETH Zürich die Kontakte zu asiatischen Forschungs- und Technologieinstitutionen knüpfen und die Sichtbarkeit der Schweizer Forschung in Asiens Forschungs- und Entwicklungsmärkten erhöhen. Erwähnenswert ist zum Beispiel das Singapore-ETH Centre for Global Environmental Sustainability (SEC)», sagt ETH-Präsident Ralph Eichler. Das SEC ist ein Forschungszentrum der ETH Zürich, das Forschungsprogramme zu Nachhaltigkeitsthemen fördert.

Über die ‹Leading Houses› bindet der Bund die Expertise und die Kompetenzen der international aktivsten Schweizer Hochschulen in seine Wissenschaftsaussenpolitik ein (vgl. Kasten): «In der internationalen Forschungs- und Innovationspolitik hat sich das ‹Leading House-Modell› als besonders nützlich erwiesen», ergänzt Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio, «Es hat sich sowohl bewährt, um effizient Beziehungen zu wissenschaftlich exzellenten Institutionen herzustellen, als auch um Partnerschaften nachhaltig in der Schweizer Hochschullandschaft zu verankern.»

In China und Japan wird die ETH Zürich von der Universität Zürich als Associated Leading House unterstützt und in Südkorea von der Université de Genève.

Neue Kooperationspartner identifizieren

Die wesentliche Änderung im Vergleich zur Leistungsvereinbarung 2008 bis 2012 betrifft die eigentliche bilaterale Projektförderung in Form sogenannter «Joint Research Projects» mit den Schwerpunktländern China, Japan und Südkorea. «Im Kern unseres Auftrags steht nicht mehr die Projektförderung, sondern die strategische Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit den Schwerpunktländern», sagt dazu ETH-Präsident Ralph Eichler.

Die Ausschreibung und Durchführung von Forschungsprojekten wird in der Periode 2013 bis 2016 neu vollumfänglich durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) abgewickelt. Dessen Kompetenzen in der internationalen Forschungsförderung hat der Bund zuletzt in der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2013-2016 (BFI-Botschaft) und im neuen Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz (FIFG) gestärkt.

Neben China, Japan und Südkorea weisen im asiatisch-pazifischen Raum aber weitere Länder und Regionen ein vielversprechendes wissenschaftliches und technologisches Entwicklungspotential auf. Die neue Leistungsvereinbarung dehnt deshalb die Rolle des Leading House auf diese Länder und Regionen aus. Entsprechend erkundet die ETH Zürich nun die Möglichkeiten weiterer Kooperationen und identifiziert Schlüsselinstitutionen für Pilotprojekte, auf denen die Forschungszusammenarbeit langfristig aufbauen kann.

Startschuss bei swissuniversities

Mit Blick auf die nun anstehende Umsetzung der Leistungsvereinbarung 2013–2016 informiert die ETH Zürich in einem ersten Schritt im Verein swissuniversities, der 2012 gegründeten Dachorganisation der Schweizer Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen, über ihre neue Rolle als Leading House. Sie lädt die Schweizer Hochschul- und Bildungsinstitutionen dazu ein, ihre Bedürfnisse und Wünsche für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Institutionen und Ländern im asiatisch-pazifischen Raum zu formulieren. Daraus leitet sie dann die nötigen Massnahmen und Pilotaktivitäten für die nächsten Jahre ab.

Wissenschaftsaussenpolitik und bilaterale Forschungszusammenarbeit

Die internationale Strategie der Schweiz für Bildung, Forschung und Innovation sieht vor, dass die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit denjenigen Ländern verstärkt wird, die ein grosses wissenschaftliches und technologisches Entwicklungspotential haben. Seit 2008 fokussieren die wissenschaftspolitischen Beziehungen dabei auf die Schwerpunktländer Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika (die so genannte BRICS-Staaten), ergänzt durch Japan und Südkorea.
Die bilateralen Forschungsprogramme mit diesen Ländern sollen die wissenschaftliche Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Forschenden der Schweiz und des jeweiligen Partnerlandes erleichtern und nachhaltig stärken. Für die Schwerpunktländer hat der Bundesrat auf Vorschlag der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) je ein Leading House bezeichnet.
Neben der ETH Zürich zu Leading Houses bestimmt wurden die EPFL (für Indien und Brasilien), die Universität Basel (für Südafrika) und die Universität Genf (für Russland).

 
Leserkommentare: