Uran: Replik

Lieber Herr Molina

Thorium-232 ist (wie Uran-238) nicht mit langsamen Neutronen spaltbar, es kann aber theoretisch im Reaktor aus den Überschuss-Neutronen in Uran-233 (bzw. Plutonium-239) verwandelt werden, was spaltbar ist. Das ist für die existierenden und weltweit im Bau befindlichen Reaktoren aber irrelevant. Sie funktionieren nur mit Uran-235 bzw. Plutonium-239. Bezüglich der rund 1000 Tonnen Uran aus Kohleasche in 10 Jahren in den USA: Vergleichen Sie diese Zahl bitte mit dem jährlichen Bedarf der amerikanischen KKWs von rund 20‘000 Tonnen. Die Minen in den USA geben heute gerade mal 1500-2000 Tonnen pro Jahr – im Vergleich zum Peak von 16'800 Tonnen im Jahr 1981. Über Uran aus Kohle, Wasser etc. wird viel geredet. Ausser schönen Bildern und nicht nachprüfbaren Kilogramm-Zahlen (bei Meerwasser) gibt es aber praktisch nichts! Und zu China: Wie Sie wohl wissen, ist China sehr aktiv daran, sich Uran aus Afrika etc. zu sichern (im grossen China gibt es nur sehr, sehr wenige interessante Deposits – das ist alles gut dokumentiert und in meinem Artikel referenziert).

Lieber Herr Ernst

Sie schreiben: «Dieser Bericht zeigt wieder deutlich, wie wenig wir eigentlich wissen und wie tendenziell wir orientiert werden.» In meiner Veröffentlichung versuchte ich, unbewiesene Behauptungen durch Fakten zu ersetzen: Welche Uran-Ressourcen und welche Möglichkeiten wir haben, diese aus der Erde zu extrahieren und in den nächsten 10-20 Jahren auf den Weltmarkt zu bringen.
Ich stimme Ihnen zu, man sollte ähnliche Analysen für alle (Energie-)Ressourcen und den gesamten Kreislauf machen, von der Förderung, über die Energiegewinnung bis zur Entsorgung der Abfallprodukte. Meist interessieren nur die Bau- und Betriebskosten. Wir ignorieren leider oft die Folgekosten für kommende Generationen (den Abfall: CO2, bzw. chemischen und radioaktiven Müll) und handeln nach dem Motto «Profit now, paw later».
Bezüglich der Betriebskosten eines neuen KKWs zum Beispiel ist es sicherlich falsch, wenn man die heutigen Urankosten und Verfügbarkeit als Konstante einfach in die Zukunft (die nächsten 60 Jahre?) extrapoliert. Diese Methodik mit konstanten Rohstoffkosten entspricht bei Energierohstoffen nicht der Realität der letzten 10 Jahre. Darum geht es in meinem Artikel. Ich versuche, unser Unwissen über Uranversorgung etwas zu verkleinern, unter anderem auch, um vor möglichen Fehlinvestitionen zu warnen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Originalartikel genau lesen würden.

Lieber Herr Mueller

In meinem Artikel gehe ich von einem jährlichen zukünftigen Uranbedarf im Vergleich zu 2011 und entsprechend der verschiedenen Prognosen aus. Dazu die folgenden Fakten:
1) Im "normalen" Betrieb braucht man rund 170-180 Tonnen Natururanäquivalent (bzw. rund 1/5 bei Anreicherung von Uran-235 auf 3-4 Prozent) pro GW(el) und Jahr zum Betreib eines KKWs. Neue KKWs (wie zum Beispiel die neuen in China) brauchen für die erste Füllung rund 500 Tonnen/GW Natururan.
2) Nach der World Nuclear Association liegt der Roh-Uranbedarf 2013/14 bei 66‘500 Tonnen, davon 4400 Tonnen in Japan (statt 7000 Tonnen wie vor Fukushima, das ist sicher immer noch zweifelhaft!).
3) Nach verschiedenen Planungen soll der Weltbedarf (nicht in Westeuropa!) um 1-2 Prozent pro Jahr ansteigen, wenn China, Indien, Russland etc. alle Reaktoren tatsächlich bis 2030 bauen und betreiben, dann braucht man im Jahr 2030 so um die 90‘000 Tonnen Uran.
In meinem Artikel geht es darum, welche Mengen Uran in den nächsten 20 Jahren gefördert werden können. Mein Ergebnis, basierend auf den existierenden und geplanten (10-20 Jahre Bauzeit) Minen: Es ist noch nicht einmal möglich, die Kapazität auf heutigem Niveau (370 GWel minus Japan) und ohne die Nutzung der Militärreserven aufrecht zu erhalten. Daher: «the end of cheap uranium».
Nur wenn die weltweiten KKWs schneller als 1 Prozent pro Jahr abgestellt werden, kann dieser Engpass beseitigt werden. Genau diese Reduktion beobachten wir seit 2011. Im Moment sind praktisch alle japanischen KKWs abgestellt (10% der weltweiten Leistung).
Im Detail findet man:
2013: -4 in den USA + 1 in China
2012: -3 kleinere in UK und CA + 3 in China und Südkorea + 2 in CA
2011: -13 in Japan, D und UK + 6 in China, Iran, Pakistan, Indien und Russland

Michael Dittmar - 13.09.13

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